Was bis Heute alles geschah:
Wir haben hier einen Zeitstrahl aller wichtigen Ereignisse über das Bankgeheimnis von seines Inkrafttretens bis zum heutigen Tage

20. Jahrhundert

1933-1934

Einführung des Bankgeheimnis und der rechtlichen Grundlage

Das Schweizer Bankgeheimnis wurde 1934 auf rechtlicher Grundlage eingeführt, basiert jedoch auf einer jahrhundertealten Tradition der Diskretion im privaten Bankgeschäft. Angesichts des Drucks der Öffentlichkeit und nach der Rettung der Schweizerischen Volksbank im Jahr 1933, bei der die Regierung 100 Millionen CHF investierte, wurde eine verstärkte staatliche Aufsicht über das Bankwesen notwendig.

1941-1946

Der Zweite Weltkrieg

Während einer düsteren Zeit im 20. Jahrhundert, konkret während des Zweiten Weltkrieges, befand sich die Schweiz in einer prekären Lage. Das Land verwahrte Gelder aus allen Ecken der Welt, einschliesslich solcher von verfeindeten Nationen und Supermächten. Im Jahr 1941 blockierten die USA Vermögen im Wert von ungefähr 5 Milliarden Franken, um zu verhindern, dass finanzielle Unterstützungen die Achsenmächte durch neutrale oder kooperierende Staaten erreichten. Der Druck auf die Schweiz versteckte sich 1943 weiter, als die USA vermuteten, dass die Schweiz sogenanntes Raubgold von der Deutschen Reichsbank übernommen hatte. Nach den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges forderten die Siegermächte das deutsche Vermögen zurück, das schliesslich von der alliierten Tripartite Gold Commission herausgegeben wurde. Dies führte zu starker Kritik, da dadurch das Schweizer Bankgeheimnis teilweise aufgedeckt wurde. Die Deutschen, deren Vermögen noch auf Schweizer Konten lagen, mussten warten. 1946, nach dem Washingtoner Abkommen, konnte die Schweiz diesen Personen ihr Geld zurückgeben, ohne dass das Bankgeheimnis weiterhin beeinträchtigt wurde.

1962

Der Bundesrat startet die Suche nach nachrichtenlosen Vermögen

Aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit den Achsenmächten gerieten die Schweizer Banken nach dem Zweiten Weltkrieg unter die genaue Beobachtung der Alliierten. In den 1960er Jahren nahm die Kritik zu, als bekannt wurde, dass die Schweizer Banken nachrichtenlose Vermögen besassen, die aus Fluchtgeldern oder dem Vermögen der Holocaust-Opfer bestanden. Im Jahr 1962 erliess die Schweizer Regierung eine Verordnung, die die Banken dazu verpflichtete, diese Art von Konten zu suchen. Allerdings gab es nach Ablauf der Meldefrist erneut Auseinandersetzungen. Das Geld wurde als Gegenleistung in einen Fonds eingezahlt, dessen Erträge später ausgezahlt wurden.

1966

Zeitschrift Bulletin & Desinformation

Im November 1966 kam es zu einem bemerkenswerten Ereignis: Die Zeitschrift «Bulletin» der Credit Suisse veröffentlichte eine Abhandlung mit dem Titel «Über das schweizerische Bankgeheimnis». Diese Veröffentlichung war Teil einer PR-Kampagne, eine strategisch geplante Kommunikationsinitiative der Kreditanstalt, mit einem spezifischen Ziel vor Augen. In diesem Fall ging es darum, zu berichten, dass das Bankgeheimnis ursprünglich kreiert wurde, um die Juden vor den Nationalsozialisten zu schützen. Diese Darstellung stellte sich jedoch als ein falsches Argument heraus.

1977

Der Chiasso Skandal

Der sogenannte SKA- oder Chiasso-Skandal aus dem Jahr 1977 war ein bedeutsames Ereignis, das nahezu zur Abschaffung des Bankgeheimnisses geführt hätte. Er entstand in der Filiale Chiasso der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA), die heute als Credit Suisse bekannt ist. Es entstanden Verluste von rund 2 Milliarden Franken, da Mitarbeiter unautorisiert Zinsen manipuliert hatten. Die Tragweite des Skandals war so gross, dass andere grosse Banken einspringen mussten, um zu verhindern, dass die SKA kollabierte. Der eigentliche Grund dieser solidarischen Aktion war, das Image des Schweizer Finanzplatzes aufrechtzuerhalten. Die Bank blieb erhalten, aber das Volk wurde sich der Schattenseiten des wichtigen Finanzsektors ihres Landes bewusst. Als Ergebnis dieser Erkenntnis wurde die Sorgfaltspflichtvereinbarung eingeführt, die eine strengere Selbstregulierung vorsah. Im Jahr 1984 versuchte die SP, Sozialdemokratische Partei der Schweiz, nach dem Skandal, das Bankgeheimnis mit einer Volksinitiative abzuschaffen. Diese Initiative wurde jedoch mit 73 Prozent der Stimmen abgelehnt.

21. Jahrhundert

2008

Igor Olenicoff

Die UBS gerät in Schwierigkeiten; die Situation verschärft sich zwischen der berühmten Schweizer Bank und der gross Wirtschaftsmacht USA. Der ehemalige UBS-Banker, Bradley Birkenfeld, hatte einem amerikanischen Milliardär geholfen, ungefähr 200 Millionen US-Dollar vor den Steuerbehörden zu verstecken. Der Milliardär, Igor Olenicoff, wurde zu zwei Jahren Gefängnisstrafe verurteilt und 52 Millionen Dollar Strafsteuern. Dieser verklagt daraufhin die UBS auf 500 Millionen Schadenersatz und belastet den ehemaligen UBS-Mitarbeiter, welcher ebenfalls vom US-Gericht verurteilt wurde. Er bekam eine Haftstrafe von über drei Jahren. Dies war aber nicht der erste Fall, bei dem Bradley Birkenfeld US-Bürger geholfen hat, Steuern zu hinterziehen. Er soll bis zu 17'000 bis 20'000 US-Kunden bei der Steuerflucht geholfen haben. All dies kam auf, als 2007 Herr Olenicoff den US-Ermittlern endlich ins Netz lief.

2009

Internationaler Druck

Der Druck auf Länder mit traditionellem Bankgeheimnis wie die Schweiz, Österreich und Luxemburg stieg stetig, und am 13. März gaben sie nach. Sie akzeptierten die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgegebene Definition, die keine Unterscheidung mehr zwischen Steuerhinterziehung und Steuerflucht zuliess. Dieser Schritt markierte das Jahr 2009 als einen Meilenstein für das Bankgeheimnis. Durch diese Anpassung wurden diese Länder verpflichtet, Kundendaten potenzieller Steuerhinterzieher an ausländische Behörden, insbesondere die USA, zu übermitteln. Dies führte zu einer signifikanten Einschränkung des Bankgeheimnisses und erhöhte die internationale Transparenz im Finanzsystem. Die Änderungen waren eine direkte Antwort auf internationale Forderungen nach mehr Kooperation in Steuerangelegenheiten und zielten darauf ab, Steuerhinterziehung wirksamer zu bekämpfen.

2013

CMAAT

Die Schweiz hat ein bedeutendes multilaterales Übereinkommen unterzeichnet, das die internationale Steuerzusammenarbeit verstärkt: die Convention on Mutual Administrative Assistance in Tax Matters (CMAAT). Dieses Abkommen wurde von zahlreichen Ländern unterzeichnet und ratifiziert und zielt darauf ab, die Kooperation in Steuerangelegenheiten zwischen den Staaten zu fördern. Die Hauptziele der CMAAT umfassen den Austausch von Informationen, die Erleichterung bei der Beitreibung von Steuerschulden sowie die Unterstützung bei Steuerprüfungen. Durch den vereinfachten Informationsaustausch hat das Übereinkommen einen signifikanten Einfluss auf die Bekämpfung von Steuerhinterziehung. Es ermöglicht eine effizientere und umfassendere Überwachung steuerlicher Vorschriften und erleichtert den beteiligten Ländern die Einziehung ausstehender Steuern. Zusätzlich fördert das Abkommen eine positive politische Beziehung zwischen den Mitgliedsländern, da es einen rechtlichen Rahmen schafft, der auf gegenseitigem Vertrauen und Kooperation basiert. Die Teilnahme an diesem Abkommen zeigt auch die Bereitschaft der Schweiz, ihre bisherige Politik des strengen Bankgeheimnisses weiter zu lockern und sich internationalen Normen anzunähern, was die Transparenz im Finanzsektor global erhöht.

Aktueller Zeitpunkt

Heute

Das berühmte Schweizer Bankgeheimnis, wie es einst etabliert wurde, existiert in seiner ursprünglichen Form nicht mehr. Es hat sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt, vor allem durch den ständigen internationalen Druck und diverse Finanzskandale. Ein wesentlicher Faktor, der zu dieser Veränderung beigetragen hat, ist die Einführung des Automatischen Informationsaustausches (AIA), welcher das Bankgeheimnis stark einschränkt. Der AIA ermöglicht es, dass Daten von Bankkunden automatisch an die Steuerbehörden ihres Heimatlandes weitergeleitet werden, was eine wesentliche Abkehr von der früheren Praxis der strengen Geheimhaltung darstellt. Diese Massnahme wurde entwickelt, um Steuerhinterziehung auf globaler Ebene effektiver bekämpfen zu können und die Transparenz international zu erhöhen. Trotz dieser Änderungen bleibt der Schutz der Privatsphäre und Sicherheit für Schweizer Bürger bestehen, auch wenn dieser nicht mehr dem Ausmass entspricht, das früher vorherrschte. Der Fokus hat sich verschoben von der absoluten Geheimhaltung hin zu einem ausgewogeneren Ansatz, der sowohl die Anforderungen internationaler Gesetze berücksichtigt als auch die Grundrechte der Individuen schützt. In dieser neuen Ära der Transparenz bemüht sich die Schweiz, ein Gleichgewicht zu finden zwischen der Wahrung der Privatsphäre ihrer Bürger und der Erfüllung internationaler Verpflichtungen zur Bekämpfung finanzieller Delikte. Das Land hat sich damit abgefunden, dass ein striktes Festhalten an den alten Methoden des Bankgeheimnisses nicht länger haltbar ist in einer global vernetzten und regulierten Finanzwelt.